Institut für Einfachheit

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ALDI wird ein ganz normales Unternehmen – Das Aldi System und Aldi heute

Artikel vom 22.11.2016

Aldi wird zu einem ganz normalen Supermarkt mit Markenartikeln und geschätzten 2500 bis 3000 Artikeln im Sortiment. Nur die Bedienungsabteilungen für Fleisch und Käse fehlen noch. Und inzwischen verabschiedet sich Aldi auch intern von seinem Erfolgsmodell. Organisation und Abläufe waren immer gänzlich anders als in anderen Unternehmen. Aldi war per Definition anders und deshalb so erfolgreich. Bei ALDI Nord haben sie nun einen Verwaltungsrat für „Compliance, Recht und Steuern“, es gibt weitere Geschäftsführer in der ALDI Einkauf für Logistik, Verkauf, Marketing und Kommunikation und wieder einen für Corporate Responsibility.

Im früheren „ALDI System“ gab es prinzipiell keine Stabsabteilungen: Keine Marketingabteilung, keine Pressestelle. Recht und „Compliance“ wurde durch externe Anwälte sichergestellt. Keine Elfenbeinturmbewohner beschäftigten sich zentral mit Themen, die in die Linie gehören und damit in die Regionen. Aldi war ein Meister der Dezentralisation und Delegation von Aufgaben und Verantwortungen. Typische zentrale Funktionen, wie man sie in jedem Unternehmen findet, wurden in die Linie delegiert. Einzelne Regionen waren für Fragestellungen zuständig wie Logistik oder Werbung.  Der Verkauf ging alle an. Genauso formulierte der legendäre Nestle Chef, Helmut Maucher: „Marketing ist Chefsache!“ In diesem Sinne waren alle regionalen Geschäftsführer Chefs und gemeinsam zuständig für das sogenannte „Marketing“.

Dem heute bei ALDI tätigen Management scheinen diese Besonderheiten und ihre Bedeutung nicht klar zu sein. Sonst würde man heute nicht zentrale Geschäftsbereiche wie „Marketing und Kommunikation“ oder „Corporate Responsibility“ schaffen. Die Linie, die vor Ort ist, wo das Geschäft stattfindet, die am besten weiß, was gut funktioniert, hat nichts mehr zu sagen. Die neuen Stabsfunktionen werden sich in Zukunft noch viele überflüssige Unsinnigkeiten ausdenken wie das Aldi Kundenmagazin, Kundentoiletten, Kaffeautomaten in der Packzone oder Kundenumfragen. Man rückt ab vom perfekten Prinzip, nur das Wesentliche zu tun. Aber für den Verwaltungsrat sind die neuen Stabsstellen offenbar lebensnotwendig; denn er will nun den regionalen Geschäftsführern sagen, was diese zu tun haben.

Seit dem Ausscheiden und Tod seiner Gründer hat man bei ALDI ganz offensichtlich vergessen, womit der Erfolg begründet war. So wundert es nicht, dass man heute sogar den neuen Dresscode ohne Krawatte im Hause Aldi mit Geschwafel und Unerheblichkeiten kommentiert: „Wir sind ein weltoffenes Unternehmen.“ Früher hat man zu überhaupt nichts in der Öffentlichkeit Stellung bezogen. Soweit ist es schon gekommen. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann auch die Unternehmensergebnisse genauso mittelmäßig sind.