Institut für Einfachheit

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Chaos bei der Deutschen Bahn in Mainz statt Konzentration und gute Organisation

Artikel vom 14.08.2013

Am Mainzer Hauptbahnhof sorgen Krankheit und Urlaub bei der Deutschen Bahn Störungen und Zugausfällen. Selbst der Aufsichtsrat in Person des FDP-Generalsekretärs Döring wird aktiv und will Mitarbeiter aus dem Urlaub zurückbeordern. Auch der neue Vorstandschef der DB Netz, Frank Sennhenn wird ebenso höchst persönlich tätig, um „die Personalengpässe kurz- und mittelfristig zu entschärfen“. Der Chef der Bahn, Rüdiger Grube, hat sogar seinen Urlaub abgebrochen.

Daran wird das Dilemma deutlich. Der Bahn fehlt zweierlei: Geschäftsmodell und Organisation.

 

Das richtige Geschäftsmodell

Das Kerngeschäft der Bahn muss  der Personen- und Gewerbeverkehr in Deutschland sein. Die Bahn ist überfordert mit Logistikinvestitionen in der arabischen Wüste, in Amerika, Südafrika und China, mit der Betreibung von Bussen und Bahnen in Grossbritannien und dem Nahverkehr in Stockholm. Auch die Frage nach dem Sinn, den Busverkehr in London zu betreiben, stellt sich hier. In der Konzentration liegt das wirkliche Geheimnis wirtschaftlichen Erfolgs (Peter Drucker). Eine totale Trennung von Deutscher Bahn und Logistik im Ausland wäre eine notwendige Strategieänderung im Geschäftsmodell der Deutschen Bahn AG. Zwei verschiedene Unternehmen mit getrennten Inhabergruppen und mit der Logistiksparte an der Börse, das könnte ein Weg sein, um die Probleme von Mainz oder mit Klimaanlagen, herausfallenden Türen in den ICEs, mit Verspätungen und vernachlässigtem Schienennetz zu beherrschen.

 

Die richtige Organisation

Wenn ein Unternehmen gut organisiert ist, muss der Chef nicht seinen Urlaub abbrechen. Gute Organisation heißt: Verantwortung und Autonomie vor Ort sowie dezentrale, tendenziell eher kleine und von einander getrennte Systeme. Nichts wird funktionieren, wenn Vorstand oder Aufsichtsrat sich höchstpersönlich durch zentralen Eingriff in die unzähligen Teilsysteme kümmern müssen. Das ist beispielsweise der Fall, wenn der Verantwortliche Stellwerkleiter zu geringe Autonomie besitzt, notwendiges Personal bei seinem Vorgesetzten beantragen muss, worauf auch dieser wieder bei seinem Vorgesetzten… Wenn eine zentrale Personalabteilung für die Ausbildung von Stellwerkmitarbeitern zuständig ist und nicht die Linienorganisation. Oder wenn viele kleine Stellwerke in große Einheiten zusammengefasst werden, die dann zu unübersichtlich werden.

Welch ein Größenwahn, vom „weltweit führenden Mobilitäts- und Logistikunternehmen“ zu reden. Hier und da die Nummer 1 zu werden und in 2020 siebzig Milliarden Euro Umsatz zu machen, sind keine klugen Ziele. Exzellente Leistungen mit sehr zufriedenen Kunden im Kerngeschäft, so könnte ein angemessener Grundauftrag für die Deutsche Bahn lauten.