Endlich – ALDI bekommt einen Pressesprecher
Artikel vom 23.12.2012Finanznachrichten.de meldet:
„Aldi Nord sucht Kommunikationsexperten
Der Essener Discount-Riese Aldi Nord will nach jahrzehntelanger Abschottung eine Pressestelle einrichten. Das berichtet das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ vorab.
Eine Personalberatung suche demnach zurzeit nach einem Kommunikationsspezialisten, der ab Anfang kommenden Jahres die neue Abteilung auf bauen soll. Erste Bewerbungsgespräche im Beisein von Aldi-Nord-Chef Marc Heußinger hätten bereits statt gefunden. Die Entscheidung, in dem Milliardenkonzern endlich einen Ansprechpartner für die Presse zu schaffen, ist eine Revolution: Die Aldi-Gründer Theo und Karl Albrecht lehnten es stets ab, sich den Fragen der Öffentlichkeit zu stellen. Aldi Süd hat bereits seit einigen Jahren eine Kommunikationsabteilung.
Aldi Nord bestätigte, einen Mitarbeiter für die interne Kommunikation zu suchen, weitergehende Planungen gebe es nicht.“
Quelle: FN Finanznachrichten.de
Das muss sein!
„Endlich!“ werden viele denken. „Endlich hat ALDI es verstanden!“ Das verschwiegende Unternehmen ALDI bekommt eine Pressestelle. Damit es die vielen Fragen beantworten kann. Endlich wird ALDI wie andere Unternehmen auch. Man muss heutzutage das alles einfach haben: Controller, Budgets, Big Data…
Das muss sein?
Was beobachten wir: ALDI wird allen anderen Unternehmen immer ähnlicher.
Starke Ausweitung des Sortiments, Listung vieler Markenartikel trotz sehr starker Eigenmarken, Budgets und Pläne – jetzt auch Presseabteilung und Unternehmenskommunikation. Also wie alle anderen richtigen Unternehmen auch.
ALDI weicht immer stärker vom Konzept des Hard Discounts ab. Manager von außen führen das Unternehmen wie alle anderen Unternehmen auch geführt werden – und sie sorgen sich neuerdings auch um Ihr Image. Wie alle anderen Manager auch.
Es war immer die Stärke von ALDI, es anders zu machen und „Nein“ zu sagen. Die Liste des Verzichts war lang: keine Marktforschung, keine Controller, keine Imagewerbung, keine Interviews und keine öffentliche Auftritte des Managements, keine Stabstellen, keine typischen teuren Managerbüros. Oder mit anderen Worten: eine totale Konzentration auf das Wesentliche. Das ist vor allem: Sortiment, Qualität, Preis.
Das ist seit einiger Zeit anders geworden. Das Wort Kommunikationsexperte sagt es überdeutlich: es ist ein Experte. Er weiß perfekt, wie man kommuniziert, aalglatt, elegant, ein Darsteller, ein Verkäufer – ein Profi eben. Hier spricht nicht mehr der Chef persönlich. Er lässt sprechen.
Und alles das, obwohl ALDI keinen Druck von Aktionären oder Analysten hat. ALDI hat keinen Umsatzdruck, muss keine bestimmte Rendite erzielen.
Wer ein überzeugendes Angebot hat, muss nicht kommunizieren.