Institut für Einfachheit

Beratung nach dem Prinzip der konsequenten Einfachheit

Metro AG: Komplexität führt zu Erosion

Artikel vom 17.06.2012

Gerd Hanke fasst in seinem Artikel in der Lebensmittelzeitung Nr. 22 vom 1.6.2012 trefflich zusammen, was mit der Metro AG passiert und nennt seinen Artikel „Erosionsprozess“.

Hanke schreibt: „Der Konzern ist durch zahlreiche Zukäufe und die Suche nach Einkaufs- und Logistiksynergien zu einem Moloch mutiert, den seine Komplexität im Wettbewerb einschränkt.“

Wie wahr!

Was fällt uns dazu ein?

Es ist sehr fraglich, ob Automanager oder Funktionäre der Deutschland AG  gut geeignet sind, die Metro zu führen. Das Problem beginnt oben: Der Aufsichtsrat wird dominiert von Haniel. Erst kommt ein Automanager aus der Deutschland AG, anschließend ein Mann von McKinsey zwecks Aufsicht. Bei allem Respekt: warum sollten die beiden wissen, wie Handel funktioniert? Schon die Strategie des einen mit dem großen, aber missglückten Wurf einer Daimler-Chrysler Allianz.

Nun wurde ein Finanzer Chef: Olaf Koch. Bei der Metro glaubt man, man müsse schlechte Ergebnisse und mangelhafter Strategie nur besser den Finanzmärkten verkaufen. Dann läuft es schon wieder. Ein Händler wäre besser gewesen. Der AR macht weiter wie bisher.

Was fehlt der Metro:

Maximale Freiheiten und Ergebnisverantwortung in den operativen Geschäftseinheiten. Keine Synergien! Lasst jede Vertriebslinie selbständig einkaufen, ihre Sortimente und Preise gestalten. Die Volumen sind groß genug, um beste Einkaufspreise zu verhandeln. Synergien verwässern Verantwortung.

Hört mit dem IT Wahnsinn auf. Vergesst die so genannten innovativen Future Stores und Pseudo-Super-Projekte. Diese beantworten nicht die Frage: „Warum soll der Kunde in meinen Laden kommen?“ Besinnt Euch auf diese Frage! Vergesst all den anderen Quatsch. Damit konzentriert Ihr Euch auf das Wesentliche und spart auch noch ungeheuer viel Geld.

Schafft diese riesige Zentrale in der Schlüterstraße ab. Eine ganze Stadt ist da entstanden! Die Wirklichkeit findet in den Verkaufstellen statt, nicht in den Büros. Handel ist schon von Natur aus ein dezentrales Geschäft. Filiale statt Zentrale.

In derselben Lebensmittelzeitung wird über den Erfolg der selbständigen Einzelhändler der Rewe und Edeka berichtet. Da steht, wie es geht. Rewe Chef Alain Caparros nennt seine Selbständigen „Hauptwachstumstreiber“ und die Edeka Einzelhandelsumfrage belegt, dass sie eine „höhere Dynamik“ ausweisen und für mehr Umsatz, mehr Ertrag und mehr Innovation stehen. 11,2 % Umsatzwachstum schafften die selbständigen Rewe Händler! Die Analyse ist so profan wie die Metro-Bürokratie pseudo-professionell ist mit ihren Super-Funktionären: die selbständigen Kaufleute hätten keine langen Entscheidungswege und -prozesse, man reagiere flexibel und schnell auf neue Wettbewerbssituationen, so die nicht ganz neuen Erkenntnisse. Die Kaufleute sind in ihrer Sortimentspolitik freier und oft regionaler, schaffen Nähe zu ihren Kunden und reagierten gezielter auf die Wünsche der Verbraucher. So einfach kann Handel sein. Statt um „Big Business“ und die Finanzmärkte geht es um die vielen Details vor Ort. Zu guter Letzt haften die Selbständigen mit ihrem eigenen Geld, im totalen Gegensatz zu den angestellten Managern der Deutschland AGs.

Apropos zu guter Letzt: da fällt uns ein, wie wir vor Weihnachten im Kaufhof noch ein paar Geschenke in der Spielwarenabteilung des Kaufhauses am Düsseldorfer Wehrhahn besorgten. Wir ließen diese in der eigens eingerichteten Serviceabteilung (schreckliches Wort) einpacken. Diese Einpackabteilung befand sich in einem von großen Stahltüren abgetrennten separaten und schmucklosen Abstellraum des Kaufhauses. Ein Tannenbaum aus Plastik sorgte für weihnachtliche Stimmung. Um die langwierige Zeit des Einpackens sinnvoll zu nutzen, wollten wir in der Zwischenzeit noch nach ein paar kleineren Geschenken suchen. Das wurde aber nicht gern gesehen und wir wurden zum Warten (etwa 45 Minuten) genötigt. Es sei nicht vorgesehen, dass man in der Zeit etwas anderes machte. Kundenorientierung! Ob Herr Koch wohl schon mal bei der Metro seine Weihnachtsgeschenke einpacken ließ?

Was der Metro gut täte: Stillegung der Konzernzentrale, radikale Dezentralisation und ebenso radikale Kundenorientierung, Manager raus aus den Büros an die Front, Einkaufen in ihren eigenen Filialen, weniger große globale Strategien, stattdessen viele kleine  Verbesserungen in den Filialen, jeden Tag, Artikel für Artikel…