Institut für Einfachheit

Beratung nach dem Prinzip der konsequenten Einfachheit

Laufen: einfach, aber nicht leicht

Artikel vom 18.12.2011

Der Unterschied zwischen einfach und leicht wird besonderes deutlich, wenn man die Breitensportart Laufen betreibt. Laufen geht fast immer: man braucht keinen Schnee wie beim Skifahren und kein Wasser wie beim Wassersport. Zum Laufen kann man nahezu alles tragen; lediglich die Laufschuhe sollten etwas taugen. Günstig ist dieses Equipment allemal. Sie können es täglich und überall tun. Auf Reisen, ohne viel Arbeitsgerät mitzunehmen. Zu Hause natürlich. Alleine oder in der Gruppe. Einfach und günstig. Und für das Herzkreislaufsystem enorm effektiv. Beim Fahrradfahren muss man schon länger treten, um den gleichen Effekt zu haben.

Das ist einfach, aber Laufen ist nicht leicht.

Wenn man in Bogota auf 2.600 oder mehr Höhenmeter läuft, dann ist das ganz und gar nicht leicht. Will man die verpestete Stadtluft einer 8 Millionen Stadt fast ohne Nahverkehrssystem meiden, muss man schon kilometerweit bergauf laufen (bevor es vielleicht dann auch mal länger bergab geht). Bogota und sein Umland ist auch berüchtigt für Guerilla und Paramilitärs, denen man nicht über den Weg trauen sollte. Strassenschilder weisen Ein- und Durchschusslöcher aus.

Aber auch das Militär, das hin und wieder für Sicherheit entlang den Straßen sorgen soll, erscheint nicht nur als Freund und Helfer. In der Vergangenheit sorgten schon mal Bonusvereinbarungen für besonderen Erfolg. Einem vom Militär sicherheitshalber erschossenen sieht man nicht immer an, ob er ein Guerilla oder Tourist (oder Läufer?) war. Auf den Baumwipfeln erwarten die landestypischen Schwarzen Geier (Coragyps atratus) ihre Opfer und viele Hunde schirmen Kühe ihrer Herrchen auch gegen Jogger ab.

Wenn man es dann wieder mal geschafft hat, dann ist erneut klar: Laufen ist einfach, aber nicht immer leicht.