Institut für Einfachheit

Beratung nach dem Prinzip der konsequenten Einfachheit

Außer Kontrolle: UBS Investmenthändler Adoboli verzockt über 2 Milliarden Dollar

Artikel vom 23.09.2011

In fast allen Publikationen zu diesem Fall wird die Gier der Jungbanker für diese Exzesse verantwortlich gemacht. Schon Nick Leeson, der in Singapore die Barings-Bank in die Pleite führte, und Jerome Kerviel, der die Société Général um 5 Milliarden Euro brachte, erlagen offenbar ihrer Bonus-Gier. Angemerkt wird auch, dass die Risikosysteme – besonders bei der UBS – nicht richtig funktioniert hätten.

Wir meinen, dass Ursache all dieser Exzesse nicht „die zahlenorientierten Zeitbomben in Form von Jungbankern“ (Kommentar im Hamburger Abendblatt) und mangelhafte computerisierte Risikominimierungssysteme sind. Die Ursachen sind allein die hausgemachten dummen Systeme der Banken. Es sind die fehlenden persönlichen Kontrollen der Vorgesetzten (persönlich, vor Ort, am Schreibtisch des Mitarbeiters, nicht nach Kennzahlen oder „remote“) und die dummerhaftigen Bonussysteme, die solche Zocker und deren Gier erst schaffen und dann mehr verdienen lassen als ihre Vorstände. Im Jahr 2010 hat die UBS 4,3 Milliarden Franken an Boni ausgeschüttet, bei einem Gewinn der Anteilseigner von 7,2 Milliarden (Handelsblatt 22.9.2011).

Die Lösung heißt: gutes Gehalt ohne Boni und personale Kontrolle der unmittelbaren verantwortlichen Vorgesetzten. Banken brauchen keinen anderen Typus von Investmentbankern an noch kürzeren Leinen, wie es auch gefordert wird.

Natürlich sind Risikosysteme wichtig und sinnvoll. Der Risikovorstand der Deutschen Bank, Hugo Bänziger, hat am 22.9.2011 im Gespräch mit dem Handelsblatt über den Ausbau des Risikozentrums der Bank in Berlin berichtet. Dort sollen im Endstadium 700 Mitarbeiter tätig sein. Bänziger erwartet, dass Fehler praktisch auf Null reduziert werden können.

Natürlich ist zu hoffen, dass nicht eines Tagen auch bei der Deutschen Bank der Schwarze Schwan einfliegt, denn sehr leicht neigt man dazu, sich auf solche Systeme zu verlassen und weitere Risiken zu ignorieren. Das funktioniert ja gut. Da kann (eigentlich?) nichts passieren („…praktisch auf Null…“).

Wir sind überzeugt, dass bei noch so intelligentem „Risikomanagement“ ein grundsätzlich mangelhaftes Management die Banken unter Stress halten wird: die offenbar fehlende  personale Kontrolle der Vorgesetzten gegenüber ihren Mitarbeitern und die gefährlichen Bonus- und Provisionssysteme.

Wir haben diese Schlüsselthemen zur Vermeidung von Katastrophen, aber auch als Bestandteile guten Managements bereits in unseren Coachingbriefen behandelt (Kontrolle Brief Nr. 17) und (Bonussysteme Brief Nr. 11). Wir werden diese Themen erneut aufgreifen.