Metro dezentralisiert – Bewältigung der Komplexität
Artikel vom 16.03.2009Der größte deutsche Handelskonzern, die Metro AG, organisiert sich neu. Vorstandschef Eckhard Cordes erläutert in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung am 9. März 2009: „Der Einkauf wird dezentralisiert, der bisher zentral gesteuerte Einkauf (MGB Metro Group Buying) abgeschafft. Dadurch, dass der Einkauf bisher zentral über sämtliche Vertriebslinien hinweg organisiert war, haben wir hohe Komplexitätskosten allein durch die komplizierten Abstimmungsprozesse produziert. Und deshalb haben die Vertriebslinien künftig die ungeteilte Verantwortung für das komplette operative Geschäft. Damit werden wir einfacher, schneller und flexibler.
Diese Zusammenhänge und Wirkungen habe ich ausführlich in meinen Büchern über Aldi und insbesondere in „Einfach managen. Klarheit und Verzicht – Der Weg zum Wesentlichen“ beschrieben. Immer mehr Unternehmen organisieren sich neu, um die rasant zunehmende Komplexität zu vermeiden, zu verringern und letztlich zu beherrschen. Komplexität entsteht, wenn viele Elemente vielfach miteinander verbunden werden – wie im Metro-Zentraleinkauf. Diese Erkenntnisse gelten allgemein: für die Organisation in den Unternehmen ebenso wie für die Zentralisierung und Ordnung vieler Lebensbereiche beim Staat und in Gesetzen (vgl. dazu auch mein Buch „Die Aldi-Diät für Deutschland – Rezepte für eine einfache Politik“).
Der Schlüssel zur Vereinfachung hat zu tun mit den Themen Vertrauen, Kontrolle, Autonomie und Verantwortung. Gerade auch die Verantwortung wird in der Metro-Organisation nun mehr betont. Für mich ist sie das Leitbild guter Führung und Organisation.
Auch ALDI könnte heute eine Reorganisation gebrauchen. Aldi Nord zum Beispiel arbeitet mit 36 Regionen. Die früher so erfolgreiche Einbeziehung der regionalen Geschäftsführer in die Entscheidungen über Sortiment, Preise und Organisation kann heute nicht mehr gelingen. Größe ohne organisatorische Anpassung hat die Tendenz zu zentralen und damit autoritären Entscheidungen. Aldi Nord könnte sich aufspalten in Nord-Ost und Nord-West, sogar jeweils mit einem eigenen getrennten (aber kooperierenden) Zentraleinkauf. Wie bei der Metro würde man damit einfacher, schneller und flexibler werden. Verantwortung und damit Motivation würden gestärkt werden.