Alles wird gut…in 2008
Artikel vom 01.01.2008Zum Jahresschluss 2007 bekräftigte unser Außenminister und Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier noch einmal die Forderung seiner Partei zum Mindestlohn (Bild am Sonntag 30.12.2007): „Das SPD-Prinzip ist: „Wer ganztags arbeitet, muss von seinem Lohn leben können. Es darf nicht sein, dass Unternehmen Hungerlöhne zahlen und die Steuer- und Beitragszahler den Rest drauflegen.“
Das heißt, jeder Unternehmer muss seinen Mitarbeitern den Lohn zahlen, den diese zum Leben brauchen. Nicht ganz klar ist, wie und nach welchen Maßstäben man den Geldbedarf des Mitarbeiters feststellt. Auch ist eine Frage, ob der Unternehmer ihn zuvor fragen muss, wie aufwendig sein Lebensstil ist, damit die Lohnhöhe auch ausreicht. Natürlich muss der Unternehmer beachten, wie viele Kinder der Arbeitnehmer hat und ob dieser vielleicht in einer Großstadt mit hohen Mieten wohnt oder gar noch Verpflichtungen aus einer Scheidung zu tragen hat.
Das alles kann der Unternehmer aber durchaus bewältigen. Wir können fast sicher sein, dass der Staat ihm im neuen Jahr helfen wird. Zunächst wird der Mindestlohn festgelegt. Der Unternehmer erhöht diesen Lohn dann entsprechend Lebensstil und Kinderzahl seines Mitarbeiters auf die Summe, die der Mitarbeiter zum Leben benötigt. Aber jetzt kommt das Neue, das uns optimistisch in das Jahr 2008 blicken lässt: Regierung und Parlament legen für alle Artikel und Dienstleistungen Mindestpreise fest, den die Kunden dem Unternehmer zahlen müssen, damit dieser seine Lohnverpflichtungen erfüllen kann. Zusätzlich wird der Staat natürlich auch bedenken, dass die Preise nicht zu hoch sind. Er könnte Höchstpreise festlegen, damit der Unternehmer nicht zu hohe Kosten hat – zum Beispiel beim Materialeinkauf oder bei der Miete, die eine Schuhmacherwerkstatt zu tragen hat. Es darf ja auch nicht sein, dass der Unternehmer aus diesem Grund seinen Mitarbeitern keine auskömmlichen Löhne zahlen kann. Alles wird gut. Übrigens wird natürlich eine Regierungskommission regelmäßig prüfen, dass der Unternehmer seinen Managern nicht mehr als das 20-fache des Mindestlohns bezahlt. Mit einem solchen Trick kann der Unternehmer sich nicht aus seiner gesellschaftlichen Verantwortung ziehen.
So rundet sich das Bild ab. In der Bundesrepublik Deutschland funktioniert der Wirtschaftskreislauf im nächsten Jahr dann auf wunderbare Weise. Der Präsident des Ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn, hat die Aussage „Jeder muss von seiner Hände Arbeitleben können“ als „den dümmsten Spruch des Jahres“ bezeichnet (Süddeutsche Zeitung 28.12.2007). aber das galt für das Jahr 2007.
Im Jahr 2008 wird alles gut.