Institut für Einfachheit

Beratung nach dem Prinzip der konsequenten Einfachheit

Versuch und Irrtum bei TESCO’s BtoC

Artikel vom 27.11.2001

Eine Information der OTG/Schneekoppe regte mich zur folgenden Betrachtung an. Fast alle Newcomer im Internethandel mit Lebensmittel haben wieder aufgegeben oder sind pleite. TESCO ist Nr. 3 in Europa mit 36 Milliarden Euro Umsatz.

Die größte Pleite im Lebensmittel-Internet-Handel schaffte die amerikanische Webvan Group Inc. mit 1,2 Milliarden verbrannten Dollarnoten. Visionär-euphorisch plante man am grünen Tisch mit klugen Beratern ein Theorie-Imperium. TESCO machte es anders. TESCO machte es wie ALDI und Albert Einstein und ist als einziger Intenet-Lebensmittelhändler zur Zeit erfolgreich.

TESCO startete in 1996 und ging in kleinen Schritten voran – wie Albert Einstein. Ihn fragte man, wie er arbeitete. Seine Antwort: "Ich taste mich voran".
TESCO kundschaftete zunächst das Kundeninteresse aus und nahm in einer begrenzten Region Bestellungen per Fax und Telefon entgegen. Gleichzeitig arbeitete man an der Logistik und sammelte die Bestellungen in einer Filiale aus dem Regal; denn man wusste: auf lange Zeit würde das Geschäft sich mit Kleinkram befassen müssen. Man optimierte Prozesse und lernte. Man ersparte sich Rieseninvestitionen in hochtechnisierte Systeme und neue Lagerhäuser. Der Konzernchef John Browett stellt fest: "Vielleicht sieht es auf Anhieb einfach aus, doch die Einzelheiten, die das Fundament ausmachen, sind verdammt schwierig". Das exakt gilt auch für den Erfolg von ALDI. Es sieht einfach aus. Doch die Kunst "hinter den Regalen" wird damit noch nicht sichtbar. ALDI hat alle seine Ideen und Systeme in kleinen Schritten nach der Methode "Versuch und Irrtum" ausprobiert. Man hat wie TESCO schnell begonnen, aber dann in täglicher Kleinarbeit alles verbessert. Nicht am Anfang war man perfekt, sondern am Ende.
TESCO hat mit seiner Zustellgebühr von etwa 7 Euro von Anfang an außerdem den Mut des tüchtigen Unternehmers gezeigt und damit gewonnen. Das führte zu größeren Einkäufen der Kunden, und es ist ein wirtschaftlich vernünftiges Entgelt für die ersparte Mühe des Einkaufens. TESCO hat sich um den Sinn seiner Maßnahmen gekümmert. Andere hatten schlechte Konzepte und betrieben sinnlose Geschäfte. Das glaubten sie auszugleichen können, indem sie den Kunden etwas "umsonst" anboten.

Schlussfolgerungen:

1. Für den Start eines solchen Geschäftes braucht man grundlegendes Know-How und Systeme wie
etwa auch die erfolgreichen Versandhäuser.
2. Eine vorhandene Idee ausprobieren. Sofort! Dann täglich verbessern und verändern.
3. Dann echt umsetzen und weiter verbessern bis zur Perfektion.
4. Keine Idee so ausprobieren, dass die notwendigen Kapazitäten und das Risiko das Unternehmen
ernsthaft beschädigen könnten.