Ameisen: einfache Schritte zur Lösung komplexer Aufgaben
Artikel vom 21.08.2001In diesen Tagen berichtete das Hamburger Abendblatt (Rolf H. Latusseck) über ein interessantes Forschungsergebnis, das auch für die Organisation in den Unternehmen Erkenntnisse bringt.
Ameisen haben eine besondere Technik zur Entscheidungsfindung entwickelt, nach der sie sich abstimmen, um die idealen Nistplätze zu finden. Der Forscher Stephen Pratt von der University of Bath in England stellte fest, dass für die Entscheidungen der Ameisen weder ein hoch entwickeltes Gehirn erforderlich ist, noch komplizierte Regeln notwendig sind. Sie schaffen es mit ihren relativ einfachen Ameisenhirnen und einem simplen Verhaltensmuster. Viele kleine und einfache Gehirne können offenbar ein Problem besser lösen als ein zentrales Großhirn.
Ameisen schicken Kundschafterinnen aus, um eine geeignete Stelle für ein neues Nest zu suchen. Die Kundschafterin kehrt dann zurück zum alten Bau, teilt einer Nestgefährtin den Fund mit, und beide machen sich im Gänsemarsch zu der neuen Stelle auf. Dort inspiziert das zweite Tier gründlich alle Gegebenheiten und kehrt dann ebenfalls zurück, um weitere Gutachterinnen zu der Stelle zu führen. Das wiederholt sich etliche Male, bis Hunderte von Tieren an der neuen Stelle versammelt sind. Inzwischen treffen am alten Nest Kundschafterinnen aus allen Richtungen ein, mit Vorschlägen für neue Plätze. Welcher ist der Beste? Das entscheidet zunächst jede einzelne Ameise, letztlich aber doch die gesamte Kolonie. Denn wer sich von einer Kundschafterin zu einer Inspektion führen lässt, untersucht den Platz sorgfältig. Diese Untersuchung dauert um so länger je weniger sich der Ort zum Nestbau eignet. Das aber bedeutet in der Konsequenz, dass an schlechten Orten die Zahl der Gutachter sehr langsam wächst, an guten Orten aber sehr schnell. Der Moment, wo die Ameisen mit dem Transport der Eier und Larven zum neuen Nest beginnen, ist an guten Plätzen schneller erreicht als an schlechten. So findet eine Kolonie immer den besten aller in der Nachbarschaft erreichbaren Plätze.
Computer-Wissenschaftler sind von den Forschungsergebnissen begeistert. Ihre Hoffnung: Verwickelte Probleme auf ähnliche Weise zu lösen, indem man einfache Rechenschritte vorgibt, die mehrfach und unabhängig voneinander immer wieder in leicht abgewandelten Situationen durchgespielt werden bis zu einem optimalen Ergebnis. Für Mathematiker sind Ameisen inzwischen zu einem Paradebeispiel geworden, wie komplexe Aufgaben sich oft mit einfachen Methoden besser lösen lassen als mit einem zentralen Computer.
Schlussfolgerung für die Organisation:
Möglichst viele kleine Einheiten bilden. Dezentralisation, Autonomie und einfache Koordinations- und Kommunikationstechniken.